Oilenköper
KRAFTAKT im Interview zur neuen EP „Intakt“
Für den Oilenköper bauten die Männer von KRAFTAKT einen großen Stuhlkreis mit schönem Abstand auf, ließen Luft in ihren Lüneburger Proberaum und stellten sich zum Interview. Sven (Gitarre), Chris (Drums), Barry und Dominik (beide Gesang) hatten außerdem noch Max dabei, der die New Rocker ab sofort am Bass verstärkt. Gesprächsthemen waren natürlich die neue CD „Intakt“, das prämierte Musik-Video zum Song „Teufel“, der zusammen mit älteren KRAFTAKT-Songs den Soundtrack zu einem Kinofilm(!) bildet und die Band selbst. (Eine Rezension zur neuen EP erscheint demnächst beim Oilenköper.)
Oilenköper: Euren letzten Gig hattet ihr im Januar. Was ist euch dieses Jahr durch die Lappen gegangen?
Sven: Alles. Wir waren mitten in den Bewerbungsphasen als im März dann nichts mehr ging. Dann wurde alles gecancelt, von lokal bis zur Kieler Woche.
Chris: Es stand aber noch nicht davon fest.
Sven: Das war eigentlich das Jahr, wo es richtig losgehen sollte mit der neuen CD und dem „Teufel“. Wir dachten, jetzt haben wir so richtig Futter, auch die Promo durch den Film.
Dominik: Und mit den neuen Songs könnten wir auch endlich mal ein Set von anderthalb Stunden spielen. Vorher gingen vielleicht 45 Minuten.
Sven: Es wäre schön, wenn sich die Situation mal entspannen würde und wir endlich wieder Gigs spielen könnten.
Oilenköper: Ihr habt den Film und den „Teufel“ angesprochen. Der Film ist ein Independent-Projekt mit dem Namen „Warum? Es kann jeden treffen“ und handelt Mobbing. Ihr habt den Titelsong „Teufel“ beigesteuert. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Chris: Barry ist Schauspieler und da ein größeres Netzwerk, wo der Thorsten Kramer auch drin ist. Über Barry ist der dann auf KRAFTAKT gestoßen. Ihm hat gefallen, was wir machen und dann hat er uns angeschrieben, ob wir nicht Bock hätten, für seinen Film den Titelsong zu machen. Und ja klar, haben wir. Warum nicht mal ein Thema aufgreifen? Dann hat er uns das Drehbuch zugeschickt und Dominik hat das ganz fleißig gelesen und einen richtig coolen Text verfasst.
Oilenköper: Es ist ein deutscher Film, der allerdings im Ausland die ganzen Preise gewonnen hat.
Chris: Der wurde auch mit englischen Untertiteln versehen, unser zugehöriges Musik-Video auch. Der Film wurde dann bei mehreren, auch internationalen, Filmfestspielen eingereicht. In Deutschland wurde er dann gar nicht angenommen. Amerika ist sehr gut darauf angesprungen. Da hat er 12, 13, 14 Preise gewonnen, unser Musik-Video auch. Das ist natürlich geil, weil der Thorsten Kramer hat uns jetzt mitgezogen. Und von unserer ersten CD hat er die Songs auch noch in den Soundtrack integriert.
Oilenköper: Und ihr hattet die Gelegenheit, ein professionelles Video zu drehen.
Chris: Ja. Es hieß, kommt hier nach Unna, wir drehen ein Video! Und in Unna ist am Freitag (16.10.2020) auch die Premiere, wo zuerst unser Video gezeigt wird und dann auch der Film. Danach soll der Film auch in die Kinos kommen. Wahrscheinlich nicht überall.
Oilenköper: Und wann kommt das Musik-Video öffentlich?
Sven: Wir haben uns noch nicht ganz festgelegt. Ich denke in zwei, drei Wochen.
Oilenköper: Sprechen wir über eure verschiedenen Einflüsse, ich glaube auf Facebook steht neben New Rock auch noch Deathpophiprock oder so ähnlich …
Sven: … ich war die Frage „was macht ihr?“ etwas leid …
Chris: … ich find Schlager-Metal immer noch am geilsten … (alle lachen)
Oilenköper: … ist das mit den Mitgliedern der Band gewachsen?
Sven: Definitiv. Jeder hat seine eigenen Einflüsse. Wir sitzen zusammen im Proberaum und spielen drauf los. Und dann gucken wir: das war cool und das war cool.
Chris: Wir haben eben auch gemerkt, dass die beiden Stimmen von Dominik und Barry total gut harmonieren. Besonders wenn Barry growlt oder shoutet und Dominik singt. Das macht einen schönen bunten Pudding.
Dominik: Wir lernen auch immer noch voneinander, auch wir beiden Sänger. Man merkt das auch von CD zu CD, wir entwickeln uns immer noch weiter.
Oilenköper: Barry, die Shouts und Growls, hast du dir das selbst beigebracht oder irgendwo gelernt?
Barry: Das war autodidaktisch. Das hat mal angefangen mit CRADLE OF FILTH, da hab ich mal mit gesungen. Ein Kumpel meinte dann, hey, das klingt gar nicht schlecht. Da hab ich dann Feuer gefangen und dran gearbeitet. In meinen vorherigen Bands hab ich das auch extremer gemacht. Bei KRAFTAKT ist dann mehr Eigenstimme reingekommen.
Oilenköper: Ein Song von der neuen Scheibe, „Komfortkriegszone“, mutet an wie eine kleine Reise in den Wahnsinn.
Dominik: Der Song hatte den Arbeitstitel „Psycho“.
Chris: Das sind die Gitarren. Eine spielt die Tonleiter hoch und die andere gleichzeitig runter.
Sven: Da haben wir lange dran gestrickt, dass diese Gegenläufigkeit doch irgendwie klingt. Der Gesang ist aber auch wichtig dabei. Es macht tierisch Spaß den zu spielen!
Oilenköper: Wie habt ihr auf „Intakt“ euren Sound weiterentwickelt?
Dominik: Ich finde es wird klarer. Wir nehmen uns mehr Zeit und merken, dass wir da mehr rausholen können.
Sven: Das erste Album war sehr viel Findungsphase. Wir haben jetzt immer noch die vielen Einflüsse, doch die sind nun strukturierter.
Oilenköper: Die Band habt ihr 2017 gegründet …
Sven: Ja, offiziell. Zu dritt haben wir aber vorher schon gezockt. 2017 ging das dann mit Sängern los.
Oilenköper: Kanntet ihr euch alle vorher schon?
Chris: Mit unserem ehemaligen Lead-Gitarristen hatte ich vorher schon ´ne Band, die sich aber aufgelöst hat. Dann ist mein Bruder Sven dazu gekommen und als erster Sänger Dominik. Dominik hatte damals eine Band gesucht und wir wurden dann durch einen Kumpel in ´ner Bierbude zusammengebracht. Beim Telefonieren haben wir dann gemerkt, dass wir uns zumindest schon ein bisschen von der Schule kannten. Er war ein, zwei Jahrgänge über mir …
Dominik: … sieht man aber nicht. (Alle lachen)
Sven: Wir kommen alle drei aus Ebstorf.
Oilenköper: Barry, du kommst aber aus Lüneburg?
Barry: Genau. Ich kannte als erstes Chris, der mit meiner alten Band unser Debut produziert hat.
Oilenköper: Ihr wart ja mal zu sechst …
Chris: Oft hat man unterschiedliche Ziele und dann geht das auseinander. Aber immer im Guten. Unser letzter Lead-Gitarrist Frank zum Beispiel ist zurück in seine alte Heimat.
Dominik: Frank hat uns tatsächlich das eine oder andere Mal den Arsch gerettet. Zum Beispiel das Ebstorfer Heidebeben letztes Jahr. Da hat er sich voll reingehängt. Er hat sich in kürzester Zeit die Songs reingeprügelt.
Chris: Das Leben ist halt wie es ist. Den einen verschlägt es dahin, den anderen dort hin.
Oilenköper: Max, wie bist auf die Band aufmerksam geworden?
Max: Ganz stumpf über eine Facebook-Anzeige.
Chris: Ich glaube, Max hat mich einen Freitagabend angeschrieben und den nächsten Tag haben wir dann telefoniert.
Max: Ganz altmodisch!
Oilenköper: Und hast du die Band vorher einmal abgecheckt?
Max: Ich hab mir ein paar Songs bei YouTube angehört und festgestellt: Geil, das passt!
Oilenköper: Und was hast du vorher schon gemacht?
Max: Ich war vorher in einer Punk- und in einer ganz klassischen Rockband.
Oilenköper: Vielen Dank für das Gespräch!

(Foto: Oilenköper) Von links: Barry, Max, Chris, Sven und Dominik sind KRAFTAKT.
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