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Der schöne Mittelfinger aus Österreich – RestbeHstand auf dem Streetzrock 2021



Es gibt Dinge, die ändern sich nie. Aliens landen ausschließlich in Amerika, Brötchen fallen mit der Marmeladenseite nach unten und RestbeHstand aus Österreich spielt auf dem Streetz Open Air im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Die Band, die zum Inventar des kleinen, feinen Festivals gehört, hat inzwischen derart familiäre Bande ins Wendland geknüpft, dass man glauben mag, die Jungs seien dort aufgewachsen. Daran ändert auch die neue Besetzung nichts: Basser Stroh und Luki an den Drums sind neu an Bord.


Und mit dieser Selbstverständlichkeit gehen die Musiker auch auf die Bühne und reißen die Hütte ab. Vor einem Jahr war der Auftritt der vier Rocker schon der Dosenöffner, der unter komplett anderen Voraussetzungen – keine Impfung, keine Tests, dafür Abstand und Masken – das Infield zum Ausrasten brachte. Dieses Jahr ist die Delegation des hauseigenen Supporters Clubs (SC) etwas kleiner und somit braucht es länger, bis die Banger in Wallung kommen.


Zuvor wurde bereits in der Nacht zu Freitag auf dem Campingplatz ein kleines Unplugged unter ordentlich Atü gespielt. Das kam natürlich trotzdem oder vielleicht auch deshalb sehr gut an, sodass sich der Freundeskreis der Band schon vor dem Auftritt erweitert haben dürfte.


Am Samstag dann, nach dem Einstieg ins Konzert mit Songs des aktuellen Albums „Unperfekt“, wird kurzerhand Melli, die Schwester von Streetzrock-Erfinder Stephan, auf die Bühne gebeten. Vom Bruder kurzerhand nach vorn getragen, bekommt sie ein kleines Ständchen gesungen. Happy Birthday schallt es über den Platz. Melli lässt sich nicht lumpen und spendiert ein 30-Liter-Fass Gerstensaft, das folglich für großen Andrang an der Bierbude sorgt. RestbeHstand widmet den nächsten Song Melli, die diesen aber wieder von unten verfolgt.


„Pakt der Wölfe“ entfaltet daraufhin sein geballtes Mosh-Potenzial und sorgt für den ersten Circle Pit des Tages. Da wird gehüpft, geschubst und gesprungen als gäb’s kein Corona mehr. Wunderschön! 3G macht’s möglich, leben wie 2019. Und dann ist da noch Jess von Aftertheriot, die im vergangenen Jahr auf der Bühne standen und dieses Jahr als Zuschauer da waren. Für ein Duett der Extraklasse entert sie die Stage.


Was die Männer von südlich des Südens hier abliefern, ist kein Deutschrock im klassischen Sinn. Das Wort an sich ist unschön, reduziert es die Musik doch auf die genutzte Sprache. Nein, es ist Hardrock mit Punk-Elementen, der einen kräftigen Onkelz-Einschlag aufweist, denen auch im Song „Durch die Flammen“ Tribut gezollt wird. Doch Gitarrist und zweite Stimme Charlie erzeugt mit seinen fiesen „Death Metal-Growls“ ein besonderes Arrangement, dass keine dem Oilenköper bekannte Band in dieser Art aufweist.


Martin, der Vize-Präsi des SC, hatte, wie jetzt von Sänger Hanson bekannt gegeben wird, mit Charlie gewettet. „Ja Martin, du bist wieder mal schuld an so einem Blödsinn“, spricht der Frontmann den Initiator nicht ohne Ironie in der Stimme an. Ergebnis war, dass Charlie das Set in einem Einhorn-Kostüm beenden musste. Der Verlierer kommt dann auch noch auf die Bühne, die heute mehr Publikumsverkehr als der Wiener Hauptbahnhof aufweist.


Hanson reicht die Bewegung vor der Bühne noch nicht: „Wir wollen euch ein bisschen tanzen sehen! Kommt mal etwas näher ran!“ Supporter Martin schwingt die Arme und animiert die Leute. Er schreit und fordert. Abends kursiert bereits das Gerücht, er wolle eine Ein-Mitglied-Splittergruppe des SC mit Namen FANATICS gründen…


Irgendwann verkündet Hanson die unfrohe Botschaft: „Noch ein Lied, dann hören wir auf. Ja, wir wollen auch trinken!“ Ein weiteres Unplugged wird jedoch für den Abend in Aussicht gestellt. Es fällt mehrmals das Wort „Megageil“ in der Dankesrede der Band, bevor lauthals vonseiten des Publikums „Ausziehen“ gefordert wird. Hanson ist sich sicher, dass das keiner sehen will und sagt: „Ich habe nur einen schönen Mittelfinger.“ Den zeigt er dann auch allen ganz artig, bevor als Zugabe ein weiteres Mal der „Pakt der Wölfe“ intoniert wird und der zweite Circle Pit des Tages startet…


Der Oilenköper


Wie immer ist alles, was ich mache kostenlos. Über eine kleine PayPal-Spende an oilenkoeper@gmx.de zur Deckung meiner Unkosten würde ich mich dennoch sehr freuen.

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