Oilenköper
Rocktoberfest
Aktualisiert: 22. Sept. 2020

Foto (Oilenköper): Das erste offizielle aber insgesamt zweite Streetz Open Air.
Es ist ungefähr die Zeit, in der das Münchner Oktoberfest beginnt. Doch nicht dieses Jahr. Corona hat alles verändert. Kein „Open Air Seedorf“ im Landkreis Uelzen, kein „Uelzen rockt“, kein „Metal Mosh“. Diese und viele weitere Events wurden abgesagt. Die Bands völlig außer Übung, möchte man meinen. Die Fans bocklos und ängstlich zu Hause eingeschlossen.
Corona hat ganz Gallien erobert. Nur ein kleines Dorf leistet Widerstand… Es heißt STREETZ und befindet sich im beschaulichen Wendland. Mit Bierbänken und -tischen, wird mit größtnötigem Abstand, meist sitzend und ab und zu maskiert stehend, am vergangenen Sonnabend, in entspannter Biergartenatmosphäre, das bestmögliche Rocktoberfest gefeiert. Es ist das „Streetz Open Air“ – und es ist der Hammer!
Sieben Bands bis in die Nacht hinein
Insgesamt sind sieben Bands angekündigt und sie sollen von 14 bis 24 Uhr spielen. Den Anfang macht die Gruppe „Parasit“, die quasi aus der Nachbarschaft kommt. Deutschsprachiger Metal mit verschiedensten Einflüssen ist angesagt. Diverse Cover-Versionen in englischer Sprache runden das Set ab. Der erste Höhepunkt des Nachmittags ist wohl Motörheads „Ace of Spades“ als letztes Lied des Opening-Acts.
Hier kommt das Publikum erstmals in Wallung. Und nach der langen Durststrecke im aktuellen Wegwerfjahr, sei es dem einen oder anderen verziehen, dass er oder sie kurz vergisst, was in den oft besprochenen AGB’s des Festivals steht. Eine freundliche Erinnerung des Ordnungspersonals ruft jedoch alles wieder ins Bewusstsein.
Die längste Anfahrt
Auch wenn es im Nachgang durch Festival-Organisator Stephan Dabrowski noch revidiert wird (denn es waren in Wirklichkeit Gäste aus Großbritannien), werden die Mitglieder der Österreichischen Band „Restbehstand“ mit der weitesten Anfahrt angekündigt. Das ist natürlich abschließend betrachtet eher nebensächlich, bringen die vier Alpenregionsbewohner doch die anwesenden Zuhörer erstmals dem Siedepunkt nahe.
Das liegt natürlich in diesem speziellen Fall auch an dem mitgereisten Supporters Club, den die Band ihr eigen nennen darf, obwohl sie in aktueller Besetzung – nach eigener Aussage – das erste Mal live auftritt. Sollte das wahr sein, hat es keiner gemerkt. Der harte Rock mit Punk und Hardcore-Einflüssen kommt gut an. Deutsche Texte, die jeder hier versteht, handeln von Freunden, Feinden und der Liebe zur Musik und Szene.
Nicht zu viel versprochen
Die Lüneburger Punk’n’Roll-Combo „EXAT“ waren auf der dritten Start-Position und bolzen gleich drauf los. Dass die drei Hansestädter richtig Lust haben, sollte keinem der Bankbesetzer vor Ort entgehen. Nicht weniger hatte die Band im Oilenköper-Interview am 6. September versprochen. Gut, dass auch hier geliefert wird. Eigene Songs, die schnell und hart nach vorne gehen, werden mit wenigen Cover-Songs, etwa von Slime oder Motörhead, ergänzt.
Erfrischend ist, dass es von der Kilmister-Truppe mal R.A.M.O.N.E.S. sein darf, eher ein Werk aus der zweiten Reihe. Auch wenn bei „Spieltag 34“ gleich zu Beginn eine Saite von Clemens‘ Gitarre reist und auch die Stimme zum Ende hin aufgrund fehlender Übung etwas angegriffen wirkt, werden trotzdem gefühlte 20 Zugaben gespielt. Nicht mal der Tisch vorne in der Mitte schafft es, die Band mit HSV-Gesängen aus dem Konzept zu bringen.
5-1=5
„Razzor“ aus Uelzen stürmen die Bühne als nächstes mit purem Heavy Metal. Die schlechte Nachricht wird gleich zu Beginn verkündet: Gitarrist Manuel kann leider nicht dabei sein. Doch er ist trotzdem da, versichert Sänger André. Seine Spuren werden vom Band mit eingespielt. Und das fällt gar nicht weiter auf.
Mit vollem Sound entern die übrigen Vier die Bühne und legen sich mächtig ins Zeug. Die Stimme von André sollte an dieser Stelle besonders lobend erwähnt werden. Er singt wie ein (gefallener) Engel. Bekannteres Material wie „Pale Rider“ wird von einigen anwesenden Metalheads inbrünstig mitgegrölt. Und so ergibt 5-1 in diesem Fall tatsächlich 5.
Noch drei Bands mehr
Im weiteren Verlauf war der Oilenköper leider nicht mehr anwesend. Doch es folgten noch „Into my Vault“ aus Hamburg, die mehr als nur regional bekannte Metal-Band „King Leoric“ und „Aftertheriot“ aus Berlin. Artikel zu Gesprächen mit und Auftritten von „Parasit“, „Restbehstand“, „EXAT“ und „King Leoric“ folgen.
Hervorzuheben ist am Ende noch einmal das organisatorische Geschick und Durchhaltevermögen von Veranstalter Stephan Dabrowski sowie die insgesamt große Disziplin der Gäste. So war das Streetz Open Air ein voller Erfolg. Jetzt darf sich auf 2021 gefreut werden, wenn das Festival in eine neue Runde geht - dann hoffentlich ohne Auflagen und an zwei Tagen!
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