Oilenköper
Selbstbild und Erneuerung – Review: „Spiegelbild“ von JEDERMANNTHERAPIE

Jedermanntherapie auf dem Streetzrock 2021. Foto: Oilenköper
Der Oilenköper hatte bereits das Vergnügen, sich von der vielseitigen Rockband aus Husum auf dem Streetzrock 2021 „therapieren“ zu lassen (Lebensmut und Tattoos) und hat die sechs bis sieben Mann in guter Erinnerung behalten. Jetzt ist die neue EP „Spiegelbild“ erschienen, die vier neue Songs beinhaltet, die es absolut in sich haben.
Mit zwei Gitarren, Keys, Bass und Drums wird ein aufwendig arrangierter Sound entworfen, der perfekt mit der angenehm markanten Stimme von Sänger Paul harmoniert. Der „bis siebte“ Mann ist Rapper Wheskah. Als „Special Guest“ kommt er in einigen Songs mit seinen Texten zum Einsatz und bringt so besondere Akzente ein.
Zu den Songs: In „Spiegelbild“ geht es um das eigene Selbstbild, das stets hinterfragt werden sollte. Macht man wirklich alles richtig? Wie genau nimmt man es mit der Wahrheit? Und wenn man was falsch macht, dann sollte man das unbedingt ändern! Wenn es morgen besser läuft, ist es irgendwann egal, was gestern war. Es ist eine kraftvolle Ballade mit ausgefeiltem Text, die von starken Gitarren und Synthies durchdrungen ist.
Ähnlich, wenn auch im Refrain mit etwas mehr Tempo, kommt „Schicksalsmelodie“ aus den Speakern. Die Melodie wird vom Piano dominiert, während Paul seine stimmlichen Fähigkeiten voll ausnutzt. Richtig gut kommt auch der zwischenzeitlich immer wieder kurz einsetzende Backgroundgesang. Die Band als Gesamtes weiß hier ganz genau was sie tut.
Der dritte Song hat bereits ein schönes Video mit vielen bunten Gästen bekommen(Unter die Haut). „Unter die Haut“ ist eine Liebeserklärung an Tattoos und die Sucht nach dem Stechen. Vor dem Hintergrund des drohenden Tattoofarbenverbots vielleicht das wichtigste Stück auf der EP. Mehr Infos gibt’s unter save the pigments. Diese Kampagne sollte unbedingt unterstützt werden!
Das große Finale der EP heißt „Phoenix“ und ist das Meisterstück der Band. Langsam steigt die Band hier ein und Paul singt mit ruhiger, starker Stimme die Strophen, während der Song im Refrain ordentlich Fahrt aufnimmt – um sich zur Strophe wieder zu beruhigen. Herrlich langgezogene Vokale (Wie der Phoenix aus der Asche erhebst du diiiiiiiiiiiiich…) und Backgroundgesang durchs Telefon machen hier die Besonderheiten aus. Und dann steigt endlich Wheskah mit seinen Raps ein. Innerhalb von 5 Minuten zeigen die Husumer hier alles, was ihre Band ausmacht.
Fazit: Die Männer von JEDERMANNTHERAPIE wissen, wie man musikalisch „alles unter einen Hut“ bekommt. Die Instrumente, der Gesang, alles zusammen ist perfekt aufeinander abgestimmt und verschmilzt zu einem bluesigen, aber modernen Sound, der hin und wieder in Verbindung mit den tiefgründigen Texten das Potenzial besitzt, Gänsehaut zu erzeugen. Auflegen, hinsetzen, zuhören und genießen.
Der Oilenköper
Wie immer stelle ich alles kostenlos zur Verfügung, würde mich aber über eine kleine Paypal-Spende an oilenkoeper@gmx.de freuen, um meine Unkosten zu decken.