Oilenköper
Roh und Ungeschliffen – Review zu „Unperfekt“ von RESTBEHSTAND

Besser spät als nie: Das bereits 2020 erschienene Debut der Österreicher und fast schon Wahl-Wendländer von RESTBEHSTAND ist nun endlich in der Oilenköper-Review. „Unperfekt“ heißt das acht Tracks umfassende Werk und der Name ist auch Programm. Ich stelle mir die vier Jungs vor, wie sie das Album in zwei Stunden einprügeln, kurz durchhören und sagen: „Geil, nehmen wir!“
Zwei Mal hatte ich nun das Vergnügen (UND DAS WAR ES!), die Band live zu erleben: auf den Streetz Open Airs 2020 und 2021. Beide Male wurde die Scheibe natürlich komplett durchgezockt – und „Pakt der Wölfe“ jeweils doppelt, ist es doch die Hymne des Supporter-Clubs der Alpen-Kapelle. Und da ich die CD erst nach den Konzerten gehört habe, muss ich feststellen: es ist irgendwie eine Live-Platte.
Denn der Sound ist herrlich roh und ungeschliffen, wütend und ehrlich. Und nur deshalb ist der Name „Unperfekt“ auch perfekt gewählt. Eine gute halbe Stunde Hörvergnügen bietet das Album und lädt dabei stets zum Mitgrölen und Abgehen ein – so wie die Auftritte der Österreicher es stets auch tun. Einflüsse aus Punk, Rock und Achtung: Death Metal(!) kommen zum Einsatz und erzeugen einen besonderen Mix, der sich von 0815-„Deutschrock“-Mitbewerbern deutlich abhebt.
Zu den Songs: Das kurze Intro mal außen vor gelassen (auch wenn’s originell ist), steigt die Band mit „Wacht auf“ gleich voll ein. Hannes brüllt hier die schlafende Masse an, endlich auf- und zu sich selbst zu stehen. Hat aber nichts mit den sogenannten „Schlafschafen“ zu tun und ist auch keine „Querdenker“-Arie.
Weiter geht es mit „Durstige Nacht“, das ein schöner Sauf-Song ist. Auf meinem YouTube-Kanal ist dazu ein Musik-Video mit Eindrücken vom Streetzrock 2021 zu finden. https://www.youtube.com/watch?v=jk5isroxv_w
In „Selbstbetrug“ wird dann sehr deutlich vom Heroin-Gebrauch abgeraten. Drogen machen nicht stark, sondern sie schwächen. Die Kraft steckt in Körper und Geist! Schönes Brett. Es folgt der angesprochene „Pakt der Wölfe“. Eine Hymne für Außenseiter, die mit Vorurteilen überzogen werden. Die Nummer brennt live den Platz ab. Besonders schön war es im Duett … (Insider)
Man fragt sich, was da jetzt die ganze Zeit im Sound mitschwingt. Etwas Bekanntes, das durch Gitarrist Dominiks Growls abgerundet wird. Und bei „Durch die Flammen“ fällt es einem wie ein Amboss auf die Füße. RESTBEHSTAND bringt diesen alten Böhse-Onkelz-Vibe zurück. Den aus den 80er Jahren, wie er etwa auf „Kneipenterroristen“ oder „Es ist soweit“ zu hören war! Dieser Song besteht textlich passenderweise ausschließlich aus Songtiteln der Frankfurter. Gut gemacht!
„Belogen, Verstoßen, Vergessen“ ist das klassische F*ckt-euch-Lied, wird auch oft genug in den 3:40 gesagt… Und das Beste kommt zum Schluss: Mit „Melodien“ zeigt die Band im letzten Song, welches Gespür die Musiker für ebensolche haben. Das Teil geht direkt ins Ohr und möchte nicht mehr raus. Diese Liebeserklärung an die Musik macht Lust auf mehr – auf das, was möglich ist, wenn die Band ihr Album „Perfekt“ nennen möchte!
Dieses Jahr gab es in Streetz schon einen neuen Song, hoffentlich im kommenden Jahr (die Band hat ein Abo auf dem kleinen Festival im Landkreis Lüchow-Dannenberg) dann noch ein paar mehr! Bis dahin ist „Unperfekt“ unter restbehstand.official@gmail.com erhältlich.
Der Oilenköper